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Russische und deutsche Wissenschaftler erklären, warum Kohle zu einer Triebkraft für die Entwicklung des Kraftstoff- und Energiesektors werden kann

Die Präsentation des vom Springer veröffentlichen Buches "Syngas Production: Status and Potential for Implementation in Russian Industry", dessen Autoren Rektor der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg Wladimir Litwinenko und Professor der Technischen Universität Bergakademie Freiberg Bernd Meyer sind, fand in St. Petersburg statt. Die Autoren sind zuversichtlich, dass traditionelle Ressourcen wie Kohle zu einer Triebkraft für die Entwicklung des Wirtschaftswachstums durch den Einsatz moderner Technologien und die Schaffung von Wertschöpfungsketten in Russland werden können. Die "Forpost" Zeitung hat sich entschlossen herauszufinden, ob "schmutziger" Rohstoff Kohle "sauber" werden kann und was dafür getan werden muss.

In der Gesellschaft hat sich schon längst eine negative Einstellung zu Kohle gebildet, was nicht überraschend ist. Bei Kohleverbrennung treten im Vergleich zu Öl etwa zehnmal mehr Schadstoffemissionen auf. Verglichen mit Kohle kann Erdgas als absolut umweltfreundlicher Brennstoff angesehen werden.

Russland verfügt über die weltzweitgrößten Kohlereserven – 157 Milliarden Tonnen. Sie werden für 500 Jahre ausreichen, was bedeutet, dass man solche Technologien entwickeln sollte, die es ermöglichen, diese Ressource am effizientesten zu nutzen, ohne den Ökosystemen zu schaden. Bereits heute werden Kohle und von Menschen verursachter Abfall tief bearbeitet, wobei der Vergasungsprozess und die Herstellung von Synthesegas eine Schlüsselrolle spielen. Dies ermöglicht, bis zu 130 Arten chemischer Produkte und dazu noch mehr als 5.000 in verwandten Industrien herzustellen. Gleichzeitig werden die Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit minimiert.

"Man sollte einen Zusammenhang zwischen Innovation und herkömmlichen Rohstoffen herstellen, sagt Bernd Meyer. - Ich meine nicht nur primäre, sondern auch sekundäre Energiequellen. In Russland werden Millionen Tonnen Abfall und Bergbauschlamm produziert. Sie werden jetzt auf Mülldeponien gelagert oder verbrannt. Das kann aber nicht ewig andauern. Wir arbeiten momentan daran, wie man chemische Produkte daraus effizient gewinnen könnte. Wir haben vor, Öl oder Kohle nicht zu verbrennen, sondern sie zu synthetisieren. Synthesegas kann zur Erzeugung von Wärme, Strom, Ethylen, Propylen, Methanol, Mineraldüngern usw. verwendet werden."

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© Форпост Северо-Запад

Der Boom bei der Entwicklung von Kohlevergasungstechnologien im Westen und in China fand Mitte des letzten Jahrzehntes statt und stand mit starkem Anstieg der Ölpreise im Zusammenhang. Späterer Preisrückgang hat allerdings die wirtschaftliche Attraktivität von den Gasgeneratoren, die Kohle in Gas umwandeln, verringert. Die Hauptaufgabe der Wissenschaftler, die sich heute mit diesem Thema befassen, ist die Reduzierung der Kapitalkosten für den Bau der Anlagen und für deren Betrieb.

Ein wichtiger Teil der Studie von Wladimir Litwinenko und Bernd Meyer war die Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit einer Reihe von Produkten auf dem Markt, die durch die Einführung fortschrittlicher Vergasungstechnologien entstanden sind. Beispielsweise kann die Herstellung von Methanol heute noch wirtschaftlich rentabel sein. Sein Preis auf den Weltmärkten übersteigt 300 Euro pro Tonne. Gleichzeitig betragen die Kosten für die gesamte technologische Kette für die Tiefbearbeitung von aschearmer bzw. hochwertigerer Kohle 256 Euro, verglichen mit den Kosten für die Bearbeitung aschereicher Kohle, die 279 Euro ausmachen.

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© Форпост Северо-Запад / Андрей Кучеренко

Die Aussichten für die Herstellung eines synthetischen flüssigen Brennstoffes aus Kohle sind nach den Autoren jedoch noch nicht sehr optimistisch. Theoretisch ist dies natürlich möglich, aber die Kosten des Produktes liegen über dem Niveau der Marktpreise. In dieser Hinsicht zahlt sich seine Produktion mithilfe kleiner Gasgeneratoren heute nur in abgelegenen Regionen mit reichem Kohlevorkommen aus.

"Der Hauptmotor des Fortschritts sind Investitionen in Technologien, nicht in Ressourcen. Die Zukunft der Branche hängt mit der Entwicklung neuer Hightech-Produkte wie synthetischer Kraftstoffe, Chemikalien und Agrochemikalien zusammen. Die Kohlevergasung ist ein vielversprechender Arbeitsbereich, der neue Arbeitsplätze schaffen und die Steuereinnahmen des Budgets durch die in unserem Land entstehenden Wertschöpfungsketten erhöhen wird", versichert Wladimir Litwinenko.

Die Kohleproduktion in Russland wächst stetig und nähert sich allmählich den in der Sowjetunion existierenden Indikatoren. 1990 wurden 395 Millionen Tonnen Kohle in der UdSSR abgebaut, verglichen mit etwa 380. Millionen 2016 in Russland. Mehr als 40% werden exportiert, während der Anteil der Kohle an der Energiebilanz des Landes aufgrund der beschleunigten Vergasung der Regionen allmählich abnimmt und jetzt etwa 10% beträgt.

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In Zukunft wird die weltweite Nachfrage nach dieser Ressource weiter steigen, und die russische Kohleindustrie, die heute profitabel ist und auf staatliche Subventionen verzichtet, wird ihre dynamische Entwicklung fortsetzen. Die Verwendung von Kohle als Primärressource (dabei sind die Verbrennungsmengen gemeint) wird jedoch abnehmen. Nach Ansicht vieler Experten wird das Kohleverbrauchswachstum eben durch die Einführung von Vergasungstechnologien sichergestellt.

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© Форпост Северо-Запад / Андрей Кучеренко