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Russland und Deutschland brauchen ein strategisches Abkommen über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der globalen Energie

Берлин-Питер
© Форпост Северо-Запад

Eine regelmäßige Sitzung des Organisationsausschusses des Russisch-Deutschen Rohstoffforums, die online stattfand, befasste sich mit der Nutzung von Wasserstoff als Energieressource. Unter den Teilnehmenden waren Vertreter der Präsidialverwaltung und des Energieministeriums der Russischen Föderation, Abgesandte der Deutschen Energie-Agentur DENA, Angestellte der größten Energie- und Stahlunternehmen wie z.B. Uniper, Siemens, Verbundnetz Gas, ThyssenKrupp, JETZT, Stahl-Holding-Saar, Salzgitter, Energie-Agentur, Gazprom, Beauftragte des Karlsruher Institutes für Technologie, des Deutsches Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Vertreter anderer Holdings und Betriebe. Was wurde bei einem solchen repräsentativen Treffen besprochen?

Wasserstoff ist in diesem Jahr zu einem der am meisten diskutierten Themen in deutschen wissenschaftlichen und politischen Kreisen geworden. Die Notwendigkeit, die Kohlendioxidemissionen zu reduzieren, und die Entscheidung, alle in Deutschland betriebenen Kernkraftwerke bis 2022 zu schließen, lassen die Behörden und Wissenschaftler des Bundeslandes nach einer Antwort auf die Frage suchen, wie CO2-Emissionen komplett reduziert und Energiesicherheit gleichzeitig gewährleistet werden könnten.

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Laut Torsten Herdan, Abteilungsleiter Energiepolitik - Wärme und Effizienz im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, ist es das leichteste Gas in der Natur, das dieses Dilemma lösen kann. Um sein Potenzial zu entdecken, ist es jedoch notwendig, die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern auszubauen. In der Tat "ist Deutschland trotz seiner verhältnismäßig geringen Größe ein Land mit einem sehr hohen Energieverbrauch und kann sich nie selbst mit der Energie ausreichend versorgen." Das heißt, man muss die Energie in Zukunft nach wie vor importieren.

Торстен Хердан
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„In unserer Wasserstoffstrategie haben wir 2 Milliarden Euro für internationale Aktivitäten vorgesehen. Das Budget hat uns die Finanzierung schon bereitgestellt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie verfügt über dieses Geld und darf es in gemeinsame Projekte investieren. Ich kann eindeutig sagen, Russland führt die Liste der Partner an, mit denen wir zusammenarbeiten möchten“, teilte Herdan den Teilnehmern des Treffens mit.

Es besteht kein Zweifel, dass Russland, das sich seit langem als zuverlässiger Energielieferant für Europa etabliert hat, Deutschlands wichtigster Partner in diesem Bereich sein könnte. Dies haben sowohl die reiche Geschichte als auch die Gegenwart belegt. So fuhr das erste Auto mit Wasserstoff Mitte des letzten Jahrhunderts genau auf den russischen Straßen, und das erste Wasserstoffflugzeug - Tu-155 flog Ende der 80er Jahre und wurde ein Erfolg.

In der Energiestrategie der Russischen Föderation für den Zeitraum bis 2035 spielt Wasserstoff eine wichtige Rolle. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass Russland zu einem der Weltmarktführer in der Produktion und im Export des Wasserstoffes werden, den Transport von Methan-Wasserstoff-Gemischen beherrschen und hocheffiziente Elektrolyseure für die Gewinnung von H2 entwickeln sollte.

Aber ist dieses Gas wirklich in der Lage, eine spürbare Nische im Stromerzeugungssystem der Zukunft zu besetzen? Trotz der Tatsache, dass die Technologien für seine Herstellung und Verwendung schon längst bekannt sind, werden sie bestenfalls nur als Prototypen implementiert. Bis vor Kurzem war es von der Masseneinführung des Wasserstoffes und vor allem von der Umstellung der technologischen Struktur keine Rede.

Ишков
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Gazprom produziert jährlich mehr als 250.000 Tonnen Wasserstoff für technologische Zwecke, Ölraffinerien und so weiter. Es wird aber nicht als Energieressource genutzt. Tatsache ist, dass es viele ungelöste Probleme gibt, die dies verhindern, z. B. die Schwierigkeiten beim Wasserstofftransport in großen Mengen (dieses Gas ist sehr aktiv, seine Wechselwirkung mit Metall führt zu Defekten und zur Zerstörung von Rohren). Obwohl es Technologien gibt, um diese Schwierigkeiten zu vermeiden, sind sie wirtschaftlich nicht rentabel. Es gibt noch eine äußerst aktuelle Frage: Hätten Wasserstofflecks, die während des Massenverbrauchs vom Wasserstoff höchstwahrscheinlich aufkommen würden, negative Auswirkungen auf das Klima? Wenn ja, warum sollten wir das Erdgas zugunsten einer gefährlicheren Ressource aufgeben? “- so wandte sich Alexander Ishkov, Leiter der Abteilung Energieeinsparung und Ökologie von Gazprom, an die deutschen Partner.

Er erinnerte daran, dass "jedes politische Entscheidungstreffen auf den Ergebnissen der grundlegenden und objektiven Forschung beruhen sollte", die notwendig ist, um das Potenzial des ersten Elements des Mendelejews Periodensystems zu verstehen. Auch die deutschen Partner stimmten dieser Meinung zu. Im Gegensatz zu vielen russischen Experten, die die Aussichten der industriellen Nutzung von H2 im Energiesektor und im Verkehr für sehr skeptisch halten, geht die BRD jedoch davon aus, dass die Rolle des Wasserstoffes dank der Wissenschaft von großer Bedeutung sein wird.

Тёпфер
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„Wir wissen, dass es beim Transport von Wasserstoff viele Probleme gibt. Dass es nicht durch das vorhandene Rohrleitungssystem gepumpt werden kann, da in diesem Fall die Schweißnähte unweigerlich zerstört werden können. Genau deshalb ist es wichtig zu verstehen, wie Russland und Deutschland diese Schwierigkeiten zusammen überwinden und Führungskräfte bei der Umsetzung neuer Technologien sein könnten. Wir müssen noch erforschen, z. B. welche Materialien von der Industrie nachgefragt werden. Es gibt viele offene Fragen, mit denen man sich befassen muss. Man sollte beispielsweise gemeinsame wissenschaftliche Forschung durchführen. Wenn wir ein klares Ziel vor uns haben, können wir unsere Anstrengungen darauf richten und unser Ziel erreichen “, sagte Co-Vorsitzender des russisch-deutschen Rohstoffforums von deutscher Seite, Ex-Bundesminister Klaus Töpfer.

Laut Pavel Sorokin, stellvertretende Energieminister der Russischen Föderation, sehe Russland Deutschland als einen seiner Hauptpartner und erwarte, "zusammenzuarbeiten und die Ergebnisse dieser Partnerschaft auf internationaler Ebene zu fördern". Und das Wichtigste ist, einen klaren Plan zu haben, der die Wettbewerbsfähigkeit beider Seiten verbessern würde.

Сорокин
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„Wir wollen nicht an Gigantomanie leiden und auf das Unmögliche zielen. Wir sagen nicht, dass wir morgen eine Wasserstoff-U-Bahn oder ein Wasserstoffflugzeug bauen oder ein ähnliches Projekt durchführen werden, dessen Umsetzung tatsächlich Jahrzehnte dauern kann. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass aufgrund unserer gemeinsamen Anstrengungen in bestimmten Bereichen ein positives Ergebnis erzielt werden kann“, so Pavel Sorokin.

Er schlug vor, sich auf die Erstellung einer Liste spezifischer Projekte auf dem Gebiet des Wasserstoffs zu konzentrieren, deren Kommerzialisierung in absehbarer Zukunft möglich sein könnte. Dazu gehört beispielsweise die Entwicklung einer bahnbrechenden Technologie für die Pyrolyse von Methan, mit der die Kosten für die Herstellung von H2 gesenkt werden könnten, indem technische Probleme im Zusammenhang mit der Verwendung dieses Verfahrens beseitigt werden könnten.

Zu den wahrscheinlichen Teilnehmern an diesem Projekt zählen Gazprom, Verbundnetz Gas, die Technische Universität Bergakademie Freiberg und die Staatliche Bergbau-Universität Sankt Petersburg, an denen derzeit eine Reihe von Studien zur Entwicklung alternativer Energiequellen durchgeführt werden. Laut Wladimir Litwinenko, Rektor der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg, Co-Vorsitzender des Forums von russischer Seite, ermöglichen die Ergebnisse dieser Studien mit hoher Wahrscheinlichkeit, die Veränderungen vorherzusagen, die sich in der Struktur des Energieverbrauchs in den langfristigen Planungshorizonten herausstellen werden.

Es ist durchaus möglich, dass Wasserstoff in Zukunft eine bestimmte Nische im globalen Energiesystem besetzen kann. Gleichzeitig scheint das Wasserstoffpotenzial sehr begrenzt. Das Traurigste ist jedoch nicht die Überschätzung des Wasserstoffes, sondern die Tatsache, dass die übermäßige Faszination westlicher Politiker für "Energiequellen der Zukunft" hier und jetzt zur Verschlechterung der Energiesicherheit führen kann.

Ein weiterer Beweis dafür, dass diese Bemerkung ernst genommen werden sollte, ist ein flächendeckender Stromausfall im sonnigen Kalifornien, der Mitte August aufgrund eines starken Anstiegs des Stromverbrauchs der Haushalte stattfand. Die Sonnenanlagen, die zusammen mit der Windkraftanlagen 30% der gesamten Erzeugung der Vereinigten Staaten von Amerika ausmachen, konnten die Spitzenlast des Netzes einfach nicht bewältigen, was zu den Ausfällen führte.

Литвиненко
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„In Russland werden ebenso wie in Deutschland viele interessante Projekte im Zusammenhang mit alternativer Energie ausgeführt. Man sollte sich damit beschäftigen und genau das tun wir. Wir sollten aber nicht nur an die Zukunft denken, sondern auch an die heutige komplexe Widerstandsfähigkeit der globalen Energiemärkte. Wir sollten die herkömmlichen Energiequellen im Auge behalten, die die Grundlage dieser Stabilität bilden, aber trotzdem oft vernachlässigt werden, indem man überlegt, ob die Investitionen in die Erkundung und Erschließung von Kohlenwasserstoffvorkommen blockiert werden sollten. Das ist eine Utopie! Wir können es uns nicht leisten, solche Illusionen aufzubauen und von einem wundervollen Morgen zu träumen und zu vergessen, dass das Leben auch heute weitergeht. Ich bin kein Konservativer, ich unterstütze den technologischen Fortschritt, aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Hauptaufgabe des russisch-deutschen Rohstoffforums die Schließung eines grundlegenden Abkommens über die strategische Zusammenarbeit im Bereich der globalen Energie sein sollte. Dieses Abkommen sollte auch die Vorhaben der Parteien in Bezug auf die Forschung auf dem Gebiet der Energieträger der Zukunft bzw. Wasserstoff vorsehen und die Notwendigkeit feststellen, Voraussetzungen für die Verbesserung der Energiesicherheit unserer Länder in der modernen Realität zu schaffen“, sagte Wladimir Litwinenko.

Pavel Sorokin stimmte voll und ganz dem Rektor der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg zu, der zum Leiter der wissenschaftlichen Abteilung der von der Regierung der Russischen Föderation organisierten Arbeitsgruppe für Wasserstoff ernannt wurde. Er hat darauf hingewiesen, dass ein solches Abkommen eine Grundlage für die zwischenstaatliche Interaktion unter den derzeit schwierigen politischen Bedingungen sein könnte. Diese Kooperation würde es ermöglichen, die potenzielle Gefahr einer Energiekrise zu neutralisieren, die "im Falle der Vernachlässigung effizienter Energiequellen" Realität werden könnte.

„Nach bestimmten Anfragen der Gesellschaft ist es für uns sehr wichtig, uns daran zu erinnern, dass keine Politik unserer Häuser heizt und dass unsere Betriebsstoffbehälter nicht mit den Leitwörtern gefüllt werden, sondern mit einer bestimmten Ressource. Während wir über die Zukunft philosophieren, ist es sehr wichtig, die Realwirtschaft weiterhin zu unterstützen und aktuelle Lebensgrundlagen zu gewährleisten. Ansonsten werden wir in 5-7 Jahren, in denen Wasserstoff oder erneuerbare Energiequellen noch nicht zu den dominierenden Ressourcen geworden sind, einen Mangel an Investitionen in traditionelle Energieressourcen in Höhe von über einer Billion Dollar verspüren. Dies wird zu einem Mangel an Öl und Gas und einem starken Preisanstieg führen, der nützt niemandem einschließlich Russland “, teilte Pavel Sorokin mit.

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Kirill Molodtsov, Assistent des Stabschefs der Präsidialverwaltung, bezeichnete das russisch-deutsche Rohstoffforum als eine Plattform, die seit langem ein Antrieb für die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen den Staaten im Bereich der globalen Energie ist. Das Rohstoffforum erweckt Vertrauen bei den Vertretern beider Länder, niemand zweifelt an der Aufrichtigkeit jedes Teilnehmers am Dialog, und daher ist es ziemlich logisch, dass hier die Initiative zur Schließung eines strategischen Abkommens geboren wird.

Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur DENA, stimmte zu, dass es an der Zeit ist, an einer solchen Vereinbarung zu arbeiten. Darüber hinaus versicherte er seinen russischen Kollegen, dass die deutsche Geschäftswelt "äußerst pragmatisch" sei und dass sie die Bedeutung traditioneller Energiequellen verstehe. Trotz der ehrgeizigen Ziele der CO2-Neutralität habe Deutschland vor, seinen Status als eine der führenden Industrienationen der Welt beizubehalten.

In Bezug auf Wasserstoff einigten sich die Teilnehmer des Treffens darauf, im Rahmen des Fahrplans 9 bis 10 konkrete Anweisungen auszuarbeiten, die die Grundlage für die künftige gemeinsame Forschungsarbeit bilden werden. Es ist geplant, diese Anweisungen im Dezember beim nächsten Treffen des russisch-deutschen Rohstoffforums zu besprechen. Traditionell werden die Vertreter der Exekutivbehörden, der Wissenschaft und der Wirtschaft beider Länder sowie das Internationale Kompetenzzentrum für Bergbau-Ingenieurausbildung unter der Schirmherrschaft der UNESCO daran teilnehmen.