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Deutsch-russischer Dialog über die Perspektiven der Wasserstoffenergie-Entwicklung

Kann das erste Element des Periodensystems eine Ressource der globalen Energie werden und fossile Brennstoffe vom Markt verdrängen? Prominente Politiker, Wissenschaftler und Vertreter der großen Unternehmen äußerten ihre Meinung zu diesem Thema.

Am Dienstag, dem 1. Dezember, fand im Rahmen des russisch-deutschen Rohstoffforums eine Online-Konferenz über die Perspektiven der Wasserstoff-Entwicklung statt. Unter den Teilnehmern waren stellvertretender Ministerpräsident der Russischen Föderation Alexander Nowak, Bundesminister für Wirtschaft und Energie Peter Altmaier, Minister für Industrie und Handel der Russischen Föderation Denis Manturow, Präsident des Bundesrates Reiner Haseloff, Vorsitzende des Forums Wladimir Litwinenko und Klaus Töpfer, Abgeordneter des Bundestages Stefan Kaufmann, stellvertretender Energieminister der Russischen Föderation Pawel Sorokin, Assistent der Vorsitzenden der Präsidialverwaltung der Russischen Föderation Kirill Molodzow und andere renommierte Politiker und Wissenschaftler sowie Leiter großer Brennstoff- und Energieunternehmen beider Länder. Mehr als siebenhundert Menschen aus Deutschland und Tausende aus Russland und anderen Ländern verfolgten die Diskussion.

онлайн-конференция
© Форпост Северо-Запад

Wladimir Litwinenko erinnerte daran, dass Moskau und Berlin vor 50 Jahren ein einzigartiges Dokument unterzeichnet haben, wonach Deutschland sich verpflichtete, der UdSSR Rohre mit großem Durchmesser für den Bau der Gasleitung von Sibirien nach Westeuropa zu liefern. Im Gegenzug erhielt Deutschland die für die Entwicklung seiner Volkswirtschaft notwendigen Energieressourcen. Das Abkommen des Jahrhunderts, wie es von den Zeitgenossen genannt wurde, wurde trotz des Widerstands der Amerikaner abgeschlossen, die damals wie heute versuchten, die Deutschen davon zu überzeugen, dass sie in diesem Fall von ihren östlichen Nachbarn abhängig würden. Nichts dergleichen geschah, und dieser Vertrag schuf die Grundlagen für lange und erfolgreiche Zusammenarbeit im Energiesektor zwischen den Staaten.

Wie wird sich diese Zusammenarbeit weiter entwickeln? Und wird Wasserstoff zu seinem integralen Bestandteil? Um eine angemessene Antwort auf diese Fragen zu erhalten, sollte man sich laut Wladimir Litwinenko auf die Diskussion der globalen Energie im Allgemeinen konzentrieren, statt bestimmte Energieträger aus dem Kontext zu reißen. Sonst würden die Perspektiven dieser Energiequellen, egal wie vielsprechend sie scheinen, weitgehend überschätzt.

Литвиненко
© Форпост Северо-Запад

"Bestimmte Länder bzw. Dänemark, Spanien und Deutschland haben eben die theoretische Möglichkeit, in absehbarer Zeit landesweiten Kohlenwasserstoffausstieg durchzuführen. Was die anderen Länder betrifft, bleiben dort fossile Brennstoffe die Hauptenergieträger noch viele Jahrzehnte lang. Wenn wir über die Energiewende sprechen, ist es heute sehr schwierig, ihre Kosten sowohl für die Staaten als auch für die Verbraucher zu berechnen", sagte Litwinenko.

Er wies darauf hin, dass die Kapitalinvestitionen in die Ölförderung nach 2014 stark zurückgingen sind, und zwar von 900 auf 400 Milliarden US-Dollar, obwohl die weltweite Nachfrage noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat. Der Mangel an den Investitionen in die Branche beträgt derzeit rund 40% des geforderten Niveaus, was in Zukunft zu einem Rohstoffmangel und einem starken Preisanstieg der Schwarzgoldpreis führen könnte. Insbesondere angesichts der Erschöpfung leicht zugänglicher Weltreserven, der wachsenden Nachfrage nach Gas und petrochemischen Verarbeitungsprodukten, und im Hinblick auf wenigen Perspektiven, neue große Vorkommen zu entdecken.

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"Wir alle wollen saubere Ressourcen verbrauchen und auf einem sauberen Planeten leben. Aber man muss in der Realität leben. Wasserstoff sollte nicht als die einzige Entwicklungsmöglichkeit angesehen werden, und man sollte sich nicht zu viel eilen, um die Energiewende um jeden Preis umzusetzen. Damit wir erfolgreich zusammenarbeiten können, brauchen wir zunächst ausgewogene und verständliche Politik, die alle Aspekte der Partnerschaft im Kraftstoff- und Energiesektor zusammengenommen berücksichtigt. Nur so können wir in Zukunft nachhaltige Energiesystemen schaffen", fasste Litwinenko zusammen.

Klaus Töpfer, Ko-Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums von deutscher Seite, ehemaliger stellvertretender Generalsekretär der Vereinten Nationen, bezeichnete die Bereitstellung von Energieressourcen als Eckpfeiler der Deutschlands weiteren sozioökonomischen Entwicklung. Gleichzeitig betonte er, dass die Menschheit ein ehrgeiziges Ziel anstrebt, den Prozess des Klimawandels zu stoppen. Und dass "Deutschland bereit ist, gemeinsam mit seinen russischen Freunden daran zu arbeiten."

Тёпфер
© Форпост Северо-Запад

"Wir werden immer Energieressourcen importieren, auch aus Russland, das seit Langem bewiesen hat, dass es ein verlässlicher Partner für uns ist. Meiner Meinung nach kann sich unsere Zusammenarbeit auch aufgrund von Wasserstoff weiterentwickeln. Einerseits zweifeln viele Menschen an der Zukunft von Wasserstoff, wie Herr Litwinenko uns gerade gesagt hat. Andererseits müssen wir neue Horizonte erzielen, das Abschmelzen der Gletscher stoppen und die Kohlendioxidemissionen in die Atmosphäre reduzieren. Dies sind äußerst aktuelle Probleme, die wir lösen müssen", erklärte Klaus Töpfer seine Position.

Alexander Nowak, stellvertretender Ministerpräsident der Russischen Föderation, betonte, dass russische Energiewirtschaft eine der saubersten in der Welt sei. Über 80% des in Russland erzeugten Stroms stammt aus kohlenstofffreien oder kohlenstoffarmen Quellen, d.h. Erdgas, Energie der Wasser- und Kernkraftwerken.

Was die Frage bezüglich der Wasserstoff-Aussichten angeht, antwortete stellvertretender Ministerpräsident, dass der Wasserstoff-Anteil an der Energiebilanz bis 2050 zwischen 7 und 25% betragen könnte. Dies wird jedoch nur dann geschehen, wenn die Probleme im Zusammenhang mit den hohen Kosten von Wasserstoff-Herstellung, Lagerung und Transport gelöst werden.

Новак и Литвиненко
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"Wir leben alle auf demselben Planeten und müssen uns natürlich um seine Zukunft kümmern. Russland ist sich seiner Verantwortung bewusst. Ein weiterer Beweis dafür ist Russlands Beitritt zum Pariser Klimaabkommen, was bereits einen großen Beitrag zur Modernisierung der Infrastruktur geleistet hat. Eine Reihe großer russischer Unternehmen hat seine Pläne angekündigt, in 30 Jahren CO2-Neutralität zu erreichen. Gleichzeitig sollte die Umstellung auf grüne Energie kein Ultimatum sein, da Kohlenwasserstoffe und insbesondere Erdgas für sehr lange Zeit die wichtigsten Energiequellen bleiben werden", so Nowak.

Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, bezeichnete das Thema Wasserstoff als äußerst relevant und freute sich darüber, dass es im Rahmen des russisch-deutschen Rohstoffforums diskutiert wurde. Er hielt es für notwendig, die Energiewende umzusetzen und Kohlendioxidemissionen zu reduzieren. Deutschland beabsichtigt, dieses Problem unter anderem durch die Einführung von H2 als Energieressource zu lösen.

Альтмайер и Литвиненко
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"Das russisch-deutsche Rohstoffforum ist eine wichtige Plattform für den Erfahrungsaustausch und die Kontaktaufnahme zwischen Unternehmen und Wissenschaftlern beider Länder. Unser Ziel ist, eine Zusammenarbeit mit den Wasserstoff produzierenden Staaten aufzubauen. Jetzt machen wir den ersten wichtigen Schritt in diese Richtung", betonte Altmaier.

In der Konferenz diskutierten Wissenschaftler und Unternehmensvertreter Themen wie z.B. die Entwicklung von Wasserstoffclustern in Russland, technologische Schwierigkeiten bei der Wasserstoffproduktion, Probleme im Zusammenhang mit dem Transport und der Speicherung von Wasserstoff und andere Fragen.

Die Forpost Zeitung wird Sie über die Aussichten für die Verwendung des leichtesten Erdgases im Kraftstoff- und Energiekomplex weiter informieren.