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Wenn Ölprodukte nicht mehr umweltschädlich sind

Норильск
© mchs.gov.ru

Die Verhandlung des Schiedsgerichts der Region Krasnojarsk hinsichtlich der Kraftstoffverschmutzung in Norilsk wurde erneut verschoben. Diesmal auf den 24. Dezember. Welches Urteil wird denn die Justiz fällen und wann genau wird sie es bekannt geben, ist noch unklar, aber laut der russischen Aufsichtsbehörde für Konsumenten- und Gesundheitsschutz "Rospotrebnadsor" belaufen sich die durch diesen Vorfall verursachten Umweltschäden auf 148 Milliarden Rubel.

Unabhängig davon, wie viel Geld das Unternehmen, dem das berüchtigte Heizkraftwerk-3 gehört, letztendlich zahlen muss, wird dieses Geld die Umweltschäden in der Arktis (das Leck von etwa 15.000 oder 20.000 Tonnen Dieselkraftstoff) nicht vollständig kompensieren. Der Schmutz wird teilweise im Wasser und Boden bleiben und teilweise verdunsten und sich niederschlagen.

Das Traurigste ist, dass dieses Leck, obwohl in seinem Ausmaß beispiellos, kein Einzelfall ist. Jedes Jahr werden in Russland Tausende von Öllecks registriert. Die werden aber von der Gesellschaft nicht ernst genommen. Man ist es gewohnt. Lecks treten bei der Förderung, beim Transport, während der Speicherung und Raffinierung von Öl, beim Tanken von Autos und beim Pumpen vom Kraftstoff in die Tanks an den Tankstellen ein. Schwarze Ölflecke am Boden oder in Gewässern gibt es oft in der Nähe von vielen russischen Unternehmen. Da drückt man einfach ein Auge zu.

In europäischen Ländern wie Deutschland und die Niederlande wird die Bodenverschmutzung auf drei Niveaus eingestuft. Enthält der Boden 50 Milligramm Erdölprodukte pro Kilogramm, wird es als normaler Wert angesehen. Das nächste Niveau beträgt 1.000 mg Erdölprodukte pro Kilogramm. In diesem Fall organisieren die Behörden die Überwachung und sind verpflichtet, die Gründe für einen solchen alarmierenden Zustand zu ermitteln und sie zu beseitigen. Ein fünfmal höherer Koeffizient (5.000 mg / kg) ist bereits eine schwerwiegende Verletzung von Standards, die Rekultivierung erfordert.

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© pixabay.com

Und wie ist es bei uns? In Russland wurden überhaupt keine einheitlichen Standards für den maximal zulässigen Bruttogehalt von Erdölprodukten im Boden entwickelt. Sie existieren nur in Form einiger Empfehlungen, und die endgültige Entscheidung wird von den Regionen getroffen. Im Autonomen Kreis der Nenzen erreicht beispielsweise der zulässige Gehalt an Erdölkohlenwasserstoffen und ihren Raffinierungsprodukten je nach Bodenart und Bodenkategorie einen Wert von 30.000 mg / kg. Das heißt, die Ergebnisse von den Messungen, die in der EU, den USA und vielen anderen Ländern als eindeutige Anzeichen für eine Umweltkatastrophe gelten, werden in Russland vernachlässigt.

Dies bedeutet, dass die Fixierung von Kontaminationen sowie das Treffen von Entscheidungen über deren Beseitigung in unserem Land nicht von objektiven Faktoren abhängt, sondern vom Willen und Verständnis jedes einzelnen Leiters. Es ist jedoch kaum zu glauben, dass für alle russischen Gouverneure, Bürgermeister und Betriebsleiter der Umweltschutz im Vordergrund steht. Dies ist sicherlich nicht wahr.

Es wäre sehr naiv zu hoffen, dass morgen oder zumindest übermorgen die Ära der Elektroautos käme und niemand Öl bräuchte. Selbst nach den höchst optimistischen Umweltschutz-Prognosen erreiche der Verbrauch von den Elektroautos seinen Höhepunkt erst 2028. In Wirklichkeit geschieht es aber viel später bzw. irgendwann in der Mitte des Jahrhunderts.

Es liegt daran, dass die Verkehrsmittel heute knapp die Hälfte der weltweiten Nachfrage nach schwarzem Gold decken. Und selbst wenn die Autos mit Verbrennungsmotor in einem Jahrzehnt weniger populär wären, würden petrochemische Anlagen, die Kunststoffe, Textilien, Polyethylen, Autoreifen, Waschmittel und andere beliebte Güter herstellen, ihren Platz in der Warteschlange für fossile Brennstoffe einnehmen.

Das Problem lässt sich also nicht selbst lösen. Um die Umweltverschmutzung durch Öl und Raffinierungsprodukte erheblich einzudämmen, ist es dringend erforderlich, wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Dazu zählt vor allem die Verschärfung der Föderationsgesetzgebung, die die Standards für maximal zulässige Konzentrationen von Erdölprodukten im Boden und Wasser sowie die Bedingungen für die Ordnungs- und Kriminalstrafe für deren Verstoß regelt. Und natürlich muss man aktiver daran arbeiten, die Technologien zu verbessern, die es ermöglichen, die Umweltverschmutzung effektiver zu bekämpfen und zu beseitigen.

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"Bei der Reinigung wird der Boden häufig bei hohen Temperaturen verbrannt, was sich negativ auf dessen Qualität auswirkt. Daher wäre es in einigen Fällen nützlich, thermische Desorptionstechnologien bei niedrigen Verarbeitungstemperaturen zu verwenden. Schließlich können einige Arten von Ölprodukten auch bei niedrigeren Temperaturen, beispielsweise bei 150 Grad, verarbeitet werden. Jetzt arbeite ich an der Feststellung der maximalen Konzentration von leichten Kohlenwasserstofffraktionen in gestörten Gebieten. Diese Methode ermöglicht, die Produktivität von den Kohlenwasserstofffraktionen vollständig wiederherzustellen", sagt Marina Bykowa, Doktorandin an der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg.

In ihrer wissenschaftlichen Arbeit geht es nicht um große Unfälle, sondern um die Umweltverschmutzung, die oft als bedeutungslos angesehen und daher unbeachtet wird. Vergossene Benzin und Diesel werden vom Boden im Gegensatz zum Öl oder Heizöl recht gut aufgenommen. Infolgedessen ist es oft recht schwierig, visuell den Leckort zu bestimmen. Darin besteht jedoch eine große Gefahr – der durchdringliche Kraftstoff gelangt häufig in artesische Gewässer und damit in unser Wasserversorgungssystem.

Für ihre Forschung verwendete die Vertreterin der Abteilung für Geoökologie Bodenproben aus einer konservierten Lagerstätte in der Tundra. Dort gibt es einen Komplex für den Umschlag von Erdölprodukten und einen Parkplatz bei einem Bergbauunternehmen. Die Ergebnisse der Labortests in allen drei Fällen waren positiv, d.h. die von Menschen verursachten Auswirkungen auf den Boden beseitigt worden waren.

Heute beginnt Marina Bykowa, einen Prototyp von einer thermischen Anlage zu modellieren. Sie bestimmt die optimale Methode, Böden in dieses Gerät einzuladen und zu mischen. Solche Geräte werden es in Zukunft ermöglichen, die Rekultivierung direkt vor Ort durchzuführen. Das heißt, es wird den Unternehmen erhebliche Geldmittel einsparen, die jetzt für die Entfernung kontaminierter Oberflächenböden und den Kauf neuer Böden ausgegeben werden. Dies wird also das Interesse an der Beseitigung der akkumulierten Umweltschäden erhöhen.

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"Die Situation mit der Bodenverschmutzung in Russland ist alles andere als gut. In letzter Zeit begann jedoch das Management von Öl- und Gas-Unternehmen und in geringerem Maße von Bergbauunternehmen, darauf zu achten. Deshalb interessiert man sich für meine Forschung. Ich hoffe, dass deren Ergebnisse dazu beitragen werden, dass man mehr Flächen rekultiviert und dass die ökologische Situation in unserem Land besser wird", bemerkte die Doktorandin.

Die Forschung des Vertreters der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg wurde auf internationaler Ebene beachtet. Beispielsweise veröffentlichte im ersten Quartal die Fachzeitschrift "Environmental Geochemistry and Health" ("Umweltgeochemie und Gesundheit"), die von "Springer Science" verlegt wird, Bykowas Artikel auf Englisch - "die Bewertung der Bodenverschmutzung von Erdölprodukten in unterschiedlicher Böden- und Klimazonen und die Methode zu deren Reinigung". Im Artikel handelt es sich genau um die Rekultivierung von Flächen, die wegen Wärmebehandlung mit leichten Fraktionen von Kohlenwasserstoffen kontaminiert wurden.