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Rektor der Südrussischen Staatlichen Technischen Universität: internationale Zertifizierung von Spezialisten ermöglicht weitere Integration mit dem Westen

Wissenschaftler an der Südrussischen Staatlichen Technischen Universität haben biologisch abbaubaren Kunststoff aus pflanzlichem Wertstoff synthetisiert, um das in Südrussland akute Problem der Entsorgung von Ernteabfällen zu lösen. Womit sich die Universität, die Anfang des 20. Jahrhunderts unter Beteiligung einer der größten Universitäten in Polen gegründet wurde, noch auseinandersetzt?

1907 wurde den Erlass von Nikolaus II. bekannt gegeben, die erste Hochschule im Süden des Russischen Reiches zu errichten. Eine interessante Tatsache: die Hochschule wurde unter Beteiligung der Technischen Universität Warschau gegründet, die wiederum Ende des 19. Jahrhunderts mit Unterstützung des Kaisers eröffnet wurde. Die Technische Universität Warschau wurde aber aufgrund von Studentenunruhen zwischen 1905 und 1906 vorübergehend geschlossen. Beste Mitarbeiter von der Universität wurden nach Nowotscherkassk geschickt, wo sie den Kern des Lehrpersonals der neuen Universität bildeten. Nach einer Weile kehrten die einen in ihre Heimat zurück, die anderen entwickelten aber die Hochschulbildung in Russland immer weiter.

Für das erste Semester waren nur noch 150 Studenten an der Südrussischen Staatlichen Technischen Universität eingeschrieben. Heute studieren dort schon 15.000 Menschen, und in der gesamten Geschichte der Universität haben mehr als 150.000 Fachkräfte die Südrussische Staatliche Technische Universität absolviert. Die Universität bietet verschiedene Studiengänge an, bspw. in Bereichen Öl und Gas, Bergbau, chemische Technologie, Ökologie, Arbeitssicherheit, Informationstechnologie und Energie. Die Hochschule ist überdies zum Zentrum für die innovative Entwicklung der Region geworden.

Der Rektor von der Südrussischen Staatlichen Technischen Universität Juri Rasorenow sprach über die Rolle der Universität bei der Entwicklung der Industrie in der Region Rostow und auch darüber, wie viel Ingenieurstudium in der Region gefragt ist.

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− Die Südrussische Staatliche Technische Universität ist dem Konsortium "Bodenschätze" beigetreten. Das ist ein Verband der Universitäten, der Spezialisten für den Mineralressourcensektor vorbereitet. Welche Aussichten hat den Beitritt für Ihre Universität?

− Diese Mitgliedschaft ist für uns wichtig, denn sie uns ermöglicht, wissenschaftliche und methodische Zusammenarbeit mit unseren Partneruniversitäten auszubauen, unsere Erfahrungen auszutauschen, Netzwerkbildungsprogramme umzusetzen und gemeinsame Forschung mit den Kollegen aus der Staatlichen Bergbau-Universität Sankt Petersburg, der Gubkin-Universität für Erdöl und Gas, der Technischen Universität Tomsk und der Industriellen Universität Tjumen durchzuführen.

− Wie beeinflusst aus Ihrer Sicht das Konsortium die staatliche Bildungspolitik?

− Mit Rücksicht auf die Dauer von Studiengängen und auf schnelle Entwicklung von Technologien hängt die Bildungsqualität von Ingenieuren direkt vom Umfang und vom Niveau der an der Universität durchgeführten wissenschaftlichen Forschung ab. Die gemeinsame Umsetzung von Forschungs- und Innovationsprojekten von den Mitgliedern des Konsortiums "Bodenschätze" wird es ermöglichen, die für das Inlandsgeschäft erforderlichen hochqualifizierten Fachkräfte auszubilden. Darüber hinaus schafft das Konsortium die Grundlagen für industrielle Modernisierung durch importsubstituierende Technologien. Die regelmäßige Kooperation zwischen den Universitäten und der Industrie ist ein Kernelement der staatlichen Wissenschafts- und Bildungspolitik.

− Welche Fachbereiche sind heute am populärsten?

− Wir beobachten jedes Jahr einen Anstieg der Nachfrage von Studienbewerbern nach technischen Studiengängen. Was einige Richtungen angeht, kämpfen sogar 5 Personen um einen Studienplatz. Zu den beliebtesten Fachgebieten zählen Bergbau, Ölförderung, Energie und Maschinenbau. Die Popularität von IT-Richtungen steigt von Jahr zu Jahr immer an. Dank der Unterstützung vom russischen Ministerium für Hochschulbildung und Wissenschaft haben Ingenieurstudiengänge immer mehr Plätze, und das macht hochwertiges Ingenieurstudium verfügbarer.

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Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Gesetz unterzeichnet, das die obligatorische Vorverteidigung von Dissertationen im Aufbaustudium vorsieht. In den letzten Jahren ist der Anteil der Promotionen auf 18% gesunken. Wie viel Prozent Promotionen gibt es an Ihrer Universität und was tun Sie, um talentierte junge Menschen in die Wissenschaft anzuziehen?

− Die Durchführung von Vorverteidigungen ist wichtig nicht nur, um das wissenschaftliche Potenzial der Universität zu erhöhen, sondern auch für die Doktoranden selbst. Um die Studenten zu motivieren und um die Naturwissenschaften zu entwickeln, richten wir Labore ein und führen Forschung in den Bildungsprozess ein, damit jeder an dieser spannenden Tätigkeit teilnehmen kann. Was Doktoranden angeht, beteiligen wir uns an umfangreichen Stipendiumprogrammen. Diese Förderung steht nicht nur den Studierenden an unserer Universität, sondern auch allen anderen zur Verfügung. Dadurch wird den Prozentsatz der rechtzeitigen Promotionen erhöht. Lag der Wert 2019 bei 33%, ist er 2020 schon auf 45% angestiegen.

Womit beschäftigt sich zurzeit die Universität? Ist die heutige Forschung von Unternehmen gefragt? (Führen Sie bitte konkrete Beispiele für die Integration von Wissenschaft und Industrie.)

An der Südrussischen Staatlichen Technischen Universität versucht man,

Polymere aus Biomasse herzustellen und sie zu verwenden. Aus diesen Molekülen−"Plattformen" können komplexe hochmolekulare Verbindungen synthetisiert werden. Diese Verbindungen zeichnen sich durch spezifische Eigenschaften aus. Beispielsweise können sie Schwermetallionen aus Bergbauabfällen oder Industrieabwässern extrahieren.

Im Allgemeinen wird die Forschung an unserer Universität in folgenden Bereichen durchgeführt: Automatisierung und Robotisierung, unter anderem zur Herstellung von Produkten aus Verbundwerkstoffen, Simulatoren für die Personalschulung, die unter anderem anhand der VR- und AR-Technologien hergestellt werden, Anlagen und elektrische Geräte für Stromversorgung und autonome Systeme.

Zu unseren Projekten zählt bspw. die Schaffung eines modernen Mikrotunnelkomplexes. Dieses Projekt setzen wir zusammen mit "Hydrostroj" aus. Wir haben schon ein Probestück der importsubstituierenden Bergbaumaschinen hergestellt und getestet. Die Maschine ist mit intellektuellen Steuerwerken ausgestattet, die ebenfalls von unseren Wissenschaftlern entwickelt wurden. Solche Technologien kann man bei der Bebauung vom unterirdischen Raum in den Städten verwenden.

Im Auftrag von Gazprom Neft arbeiten wir an der Entwicklung einer Methode zur Herstellung von Ölen und Kraftstoffen aus verschiedenen kohlenstoffhaltigen Materialien.

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− Die Region Rostow war schon immer für den Kohlebergbau bekannt: 1990 arbeiteten fast 150.000 Bergleute in Bergwerken und Aufbereitungsbetrieben. Wie steht es zurzeit mit dem Kohlebergbau in der Region? Wie wird sich Ihrer Meinung nach die globale Energieerzeugung langfristig entwickeln?

− Die Region Rostow in Südrussland zeichnet sich durch ihre großen Brennstoffvorkommen und Energiereichtum aus. Derzeit gibt es rund 285 Millionen Tonnen erschließbare Reserven. Darüber hinaus wird geplant, noch 10 Vorkommen mit mehr als 545 Millionen Tonnen Reserven insgesamt zu erschließen. Die Lagerstätten sind sehr tief mit geringer Schichtdicke. Diese Eigenschaften bestimmen die Aufgaben der regionalen Kohleförderung und tragen zu einem ganz neuen Maß an Effizienz, Sicherheit und Rentabilität des Kohlebergbaus bei. Dadurch werden neue Technologien zur Verarbeitung von Kohle zu Produkten mit hohem Mehrwert entwickelt. Es ist auch notwendig, den Umweltschutz zu gewährleisten, beispielsweise durch die Technologien zur Gewinnung von Mineralien aus Abfällen des Kohlebergbaus.

In dieser Hinsicht arbeiten wir aktiv mit dem Südlichen Kohleunternehmen zusammen. Vergangenes Jahr haben wir einen praxisorientierten Fachbereich "Bergbautechnologie" gemeinsam gegründet, dessen Mitarbeiter und Studierende schon in den ersten Monaten nach der Gründung vom Fachbereich mehrere wissenschaftliche Projekte zusammen mit dem Unternehmen umgesetzt haben.

Was die Kohlekonsumstrends anbelangt, sei bemerkt, dass trotz des andauernden Rückgangs vom Kohlekonsum in europäischen Ländern (im Rahmen der geltenden "Gaspause") Kohle mittelfristig als einen wichtigen mineralischer Rohstoff immer weiter betrachtet wird.

Auf die Region Rostow entfällt also fast ein Viertel der in Russland abgebauten Anthrazite, d. h. der hochwertigsten Steinkohle. Man braucht Anthrazit in der Metallurgie und bei der Herstellung von Baustoffen. Die Reserven in Rostow decken den Bedarf der Bevölkerung und der Industrieunternehmen nicht nur in der Region und in unserem Land, sondern auch im Außland. Laut regionalem statistischem Amt Rostowstat ist der Kohleexport letztes Jahr um fast 40% angestiegen.

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- In welchen Unternehmen werden die Absolventen angestellt? Können sie in der Region einen hochbezahlten Job finden? Wie oft gehen sie nach Moskau, St. Petersburg oder ins Ausland, um dort zu arbeiten?

- Die Absolventen der Südrussischen Staatlichen Technischen Universität arbeiten bei den größten russischen Unternehmen in den Bereichen Maschinenbau, Energie, Öl und Gas, Verteidigung und in anderen Branchen. Darunter sind Unternehmen wie EuroChem, Rosseti, Transmashholding, RusHydro, Gazprom, Lukoil. Zu den Arbeitgebern der Region Rostow, die unsere Absolventen aktiv einstellen, gehören das Elektrolokomotivwerk Novocherkassk, das staatliche regionale Kraftwerk, Rostselmash, Südliches Kohleunternehmen und Donskoj Kamen.

Laut Statistik machen unsere Eingeborenen in 72 von 85 Regionen Russlands Karriere: von Kaliningrad bis Wladiwostok, in Surgut und Jamal, in Sibirien und auf der Kola-Halbinsel, im Nordkaukasus und in Tschukotka.

- Heute wird über die Schaffung eines einheitlichen Zertifizierungssystems für Spezialisten des Mineralressourcensektors unter Beteiligung des Internationalen UNESCO Kompetenzzentrum diskutiert. Wann kann diese internationale Praxis in Russland umgesetzt werden? Und wer braucht dies am meisten?

- Alle Unternehmen im Mineralressourcensektor sind daran interessiert, auch auf internationalen Märkten. Für die Universitäten ermöglicht die Einführung der internationalen Zertifizierung von Fachleuten weitere Integration mit dem Westen, Erfahrungsaustausch und Verbesserung der Bildungsqualität. Ich denke, dieses Zertifizierungssystem wird in naher Zukunft voll eingesetzt. Es ist jedoch wichtig, dass wir bei der Verfolgung westlicher Bildungsstandards die besten Traditionen der heimischen Bergbauindustrie nicht verlieren.

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- Im November 2020 wurde Nikolaj Schulginow, Absolvent der Südrussischen Staatlichen Technischen Universität im Bereich Stromversorgung für Industrieunternehmen und Städte, Energieminister der Russischen Föderation. Welche anderen herausragenden Hochschulabsolventen können Sie nennen?

- Wir beobachten den beruflichen Erfolg aller unserer Absolventen, wir sind stolz auf ihre Leistungen, sie geben den jüngeren Generationen von Ingenieuren ein gutes Vorbild. Unter den Absolventen der Südrussischen Staatlichen Technischen Universität sind einer der Gründer der sowjetischen Hubschrauberindustrie Michail Mil, Vorsitzender des Staatskomitees des Ministerrates der UdSSR für Verteidigungsmaschinenbau Leonid Smirnow, Wiktor Gluschkow, unter dessen Leitung den ersten Rechner "MIR-1" in der UdSSR entwickelt wurde.

Heute haben unsere Absolventen Führungspositionen in vielen Großunternehmen in den Bereichen Energie und Maschinenbau einschließlich Verteidigungsmaschinenbau inne. Zu den Absolventen der Südrussischen Staatlichen Technischen Universität gehört auch Nikolaj Tschub, russischer Kosmonaut des Juri-Gagarin-Kosmonautentrainingszentrums. Er bereitet sich derzeit auf seine erste Raumfahrt vor.

- Wie hat sich die Pandemie auf die Südrussische Staatliche Technische Universität ausgewirkt? In welchem ​​Format ist der Lernprozess organisiert? Kann Online-Unterricht das Präsenzstudium vollständig ersetzen?

- Seit dem Ausbruch der Pandemie hat sich die Südrussische Staatliche Technische Universität wie alle anderen Universitäten unter geltenden Beschränkungen auf neues Lernformat umgestellt. Seit dem Frühjahr letzten Jahres studierten unsere Studenten nach einem gemischten Modus mit teilweiser Anwendung von Ferntechnologien. Während des Frühlingssemesters kehrten sie in ihre Klassenräume und Labore zurück, um das Studium in einem traditionellen Format fortzusetzen. Die während der Pandemie gesammelten Erfahrungen bei der Anwendung von modernen Technologien im Bildungsprozess werden uns ermöglichen, die traditionellen Methoden von Kommunikation mit den Studierenden zu ergänzen und die Qualität des Bildungsprozesses zu verbessern.

Heute besteht die Universität aus 7 Fakultäten, 10 Forschungsinstituten und Design-und-Technologie-Unternehmen, 2 Ingenieurzentren, dem leistungsstärksten Datenverarbeitungszentrum in der Region sowie aus 4 praxisorientierten Fachbereichen und Laboren der Russischen Akademie der Wissenschaften.