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Klassisches Museum stirbt. „Neue“ Museen verdienen bereits Milliarden Dollar

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© Форпост Северо-Запад

Seit mehr als einem Jahrzehnt werden Museen sowie Bücher und Theater als "Überreste der Vergangenheit" bezeichnet. Man sagt ihr unvermeidliches Ende voraus. Und COVID-19 hat dazu beigetragen.

Mehr als 85.000 Kulturerbestätten und Museen, was macht das etwa 90% aller Museen in der Welt aus, haben während der Coronavirus-Zeit ihre Türen für Besucher geschlossen. Nur die größten Museen werden überleben - dies ist die Schlussfolgerung von UNESCO-Experten und vom Internationalen Museumsrates (ICOM), die auf den Ergebnissen von Studien zur Bewertung der Auswirkungen der Pandemie auf Kulturinstitutionen basiert. Jedes achte Museum der Welt wird nach dem Ende der Quarantäne nicht mehr in der Lage sein, weiter zu funktionieren. Am schlimmsten sind Privatsammlungen, Nicht-Kunstmuseen, Wohnungsmuseen und kleinen Provinzsammlungen betroffen. In Europa machen sie etwa 30% aller Museen aus.

Exponate, die als Welt- oder Nationaleigentum gelten, sind nicht vom Bankrott bedroht. Keine Regierung wird einen solchen Reputations- und Kulturschaden tolerieren. In Russland verlassen sich die größten und bedeutendsten Museen auf staatliche Unterstützung. Das gleiche System gibt es in Großbritannien, wo wichtige Kulturstätten vollständig vom Staat finanziert werden. In den USA finanzieren Museen sich selbst oder werden von Einzelpersonen und Unternehmen gefördert. Sie haben also ihr eigenen "Airbag".

Der Lockdown hat gezeigt, dass alle Museen, "große und kleine", ihre Besucher eines Tages verlieren können. Laut einem Analysebericht des renommierten Beratungsunternehmens ReportLinker wird jedoch nicht erwartet, dass der weltweite Markt für Museen, historische Stätten, Zoos und Parks stagniert oder zurückgeht, sondern wächst – von 41,84 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 auf 48,53 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021. Und 2025 soll der Umsatz 63,84 Milliarden US-Dollar erreichen. Dies wird hauptsächlich mit der Umstrukturierung der Aktivitäten der Ausstellungsbereiche verbunden sein.

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© pixabay.ru

Waren früher Audioguides mit aufgezeichneten Führungen in der gewählten Sprache der Höhepunkt des Fortschritts, bieten heutige Technologien viel mehr Möglichkeiten. Die Galerien, Museen und sogar Zoos, deren Sammlungen man schon heute in Form von 3D-Führungen beobachten kann, deren Anwendungen und digitale Routen für Smartphones man herunterladen kann, und wo man die Technologie von erweiterter Realität (AR) verwenden kann, die die neue Realität schafft - solche Museen erhöhen dramatisch ihre Überlebenschancen.

горный музей
© Форпост Северо-Запад

"Für moderne Museen ist der wichtigste Entwicklungspunkt in Bezug auf digitale Technologien die Erstellung vollständig virtueller Ausstellungen, die es den Besuchern ermöglichen, einen Teil der Sammlungen sowohl von zu Hause als auch mithilfe öffentlicher Zugangspunkte kennenzulernen. Mit der virtuellen Realität können Sie das Verbot "Bitte nicht fassen" umgehen, denn die erweiterte Realität bzw. einen virtuellen Helm und einen Controller es ermöglichen, den schon lange beobachteten Schädel eines Dinosauriers zu berühren und es in der Hand zu drehen, so dass man das Museumsstück gründlich kennenlernen kann. Natürlich ist die Digitalisierung von Museen in aller Hinsicht eine sehr schwierige Aufgabe – mit Blick auf Technik, Ausstellungsorganisation, Marketing und Bildung. So beginnt das Bergbaumuseum eine große Reformation mit einer vollständigen Digitalisierung der Ausstellung von Bergbaumaschinen. Wir haben es vor, 3D-Modelle aller Mechanismen zu erstellen, damit sie die Entwicklung der Bergbauindustrie in den letzten 250 Jahren zeigen würden. Die Ausstellung wird in zwei Teile gegliedert: einige Exponate kann man kostenlos sehen, die Beobachtung von den anderen wird kostenpflichtig sein. Dabei werden einige Ausstellungen im Internet zugängig sein, die anderen werden aber nur beim Museumsbesuch zu sehen", sagt Direktor des Bergbaumuseums Michail Schabalow.

Im Akropolismuseum in Athen können Sie mithilfe der erweiterten Realität eine Sammlung architektonischer und skulpturaler Ruinen rekonstruieren. Im Kunstmuseum Cleveland können Sie anhand der ArtLens-App eine virtuelle Collage aus den Ausstellungsstücken erstellen oder die Geschichte der Gemälde von den ausgestellten Künstlern lernen. Dieses Programm ist ein persönlicher Museumsführer für die Besucher, der Video, Audio, Textinformationen über die Ausstellung und die Bilder von den Exponaten enthält.

"Der moderne Besucher sollte die Ausstellung selbst kennenlernen können. Dafür werden Technologien zur Erkennung von Videos und Fotos oder QR-Codes verwendet, die Links für den schnellen Zugriff auf die Datenbanken des Museums sind. Idealerweise soll man im Kopf behalten, dass es verschiedene Besucher gibt: es gibt beispielweise diejenigen, die mit dem Ausstellungsthema gar nicht vertraut sind, aber auch Spezialisten in diesem Bereich. Dies bedeutet, dass mehrstufige Datenbanken erstellt werden müssen, die Informationen auf strukturierte Weise liefern", betont Michail Schabalow.

Die Führung kann man sich anhand einer speziellen mobilen App oder mithilfe eines Programms auf einem tragbaren Gerät im Museum anhören. Die Informationen über bestimmte Skulpturen, Artefakte oder Gemälde werden auf dem Bildschirm gezeigt, wenn man darauf hinweist. Popups, detaillierte Beschreibungen und zusätzliche Fotos sind nur einige mögliche Beispiele von diesen zugänglichen Informationen. Sie ermöglichen, die Exponate gut kennenzulernen, statt sie nur schnell zu beobachten, was aber die Durchschnittszeit eines Museumsbesuches erheblich verlängert.

Die wichtigste Folge daraus ist das Interesse an den neuen, digitalen Formen der Ausstellungen, die schon früher nicht verfügbar waren, wächst.

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Das amerikanische Kino erwies sich wie immer als Prophet globaler Veränderungen in der Gesellschaft. Der im Jahre 2006 gedrehte Film "Nachts im Museum" (Originaltitel "Night at the Museum") wurde so populär, dass noch zwei weitere Fortsetzungen des Blockbusters gedreht wurden. Insgesamt betrug das Einspielergebnis 1,3 Milliarden US-Dollar. Der erfolgreiche Film hat gezeigt, welchen Effekt erweiterte Realität im Museum hervorbringen kann.