
Ursprünglich wurde dieser Stein zum Aufhängen von Vieh verwendet. Dann wurde es zum Symbol und zur Kleiderordnung des Buckingham-Palastes während der glanzvollsten Epoche der britischen Geschichte, dem "Viktorianischen Zeitalter".
Gagat, wie der Stein genannt wird, ist ein Zeitgenosse der Dinosaurier. Von Natur aus ist es ein Stück versteinertes Holz, das vor vielen Millionen Jahren auf der Erde gewachsen ist. Es wird als eine Art Kohle angesehen, aber im Gegensatz zu diesem Mineral wurde es nie als Brennstoff verwendet. Der Stein hat eine andere Verwendung gefunden und ist zu einem der ältesten Ziermaterialien der Welt geworden. In Deutschland haben Archäologen Gagate-Figuren gefunden, deren Alter 15 Tausend Jahre beträgt, was der Eiszeit entspricht. Die Gegenstände in Form von kleinen Frauenbildern wurden als Talisman an einem Schlüsselband getragen. Da Gagat beim Reiben elektrisch wird, Funken schlägt und kleine Daunen- und Wollpartikel anzieht, wurde es von den Naturvölkern als magisches Material angesehen.
Jede Epoche und Kultur hat ihm geheimnisvolle Eigenschaften zugeschrieben. Ein weiterer Grund dafür ist die dicke schwarze Farbe, die seit jeher mit jenseitigen Kräften und dem Jenseits in Verbindung gebracht wird. In Persien und Buchara schmückte man Tiere mit Gagat-Waren, um sie vor Krankheiten und dem bösen Blick zu schützen. Der judäische Prokurator Pontius Pilatus trug einen Ring mit Gagat, um böse Absichten abzuwehren. Im Mittelalter glaubten die Engländer, dass ein Stück Gagate das Haus vor bösen Geistern schützen könne. Es wurde oft in Öfen verbrannt, um böse Geister im Haus zu vertreiben. Der Stein wurde auf Neugeborene gelegt, unter das Kopfkissen gelegt, um sie vor bösen Träumen zu schützen, und auf die Straße gelegt, um sie vor Gefahren zu bewahren.
In England brach Mitte des 19. Jahrhunderts ein regelrechtes "Gagat-Fieber" aus. Zu dieser Zeit vervielfachte sich das Interesse an dem Stein. Sie wurde durch tragische Ereignisse ausgelöst. Königin Victoria, die seit vierundzwanzig Jahren regiert hatte, wurde plötzlich Witwe. Ihr Ehemann Albert starb an Typhus. Laut Victorias Tagebüchern war er alles für sie, und sie unternahm keinen einzigen Schritt ohne seine Zustimmung - von der Wahl eines Kleides bis hin zu ihren Ratschlägen für die Führung des Landes. Zu allem Übel hatte Victoria auch noch drei Kinder verloren. Der Tod ihres geliebten Mannes und ihrer Familie machte die Königin zu einer freiwilligen Einsiedlerin und stürzte sie in eine vierzigjährige Trauerzeit. Als Zeichen der Trauer und des Gedenkens trug die Königin bis zu ihrem Tod stets schwarzen Gagat-Schmuck.
Der Hof griff schnell die Mode der Trauerkleidung auf, die sowohl als Schmuck als auch als Erinnerung diente. Nach dem neuen Protokoll durften Damen vor Gericht nur noch mit Gagate-Schmuck erscheinen. Damals entstanden zahlreiche Werkstätten und Geschäfte für die Steinbearbeitung und den Verkauf von Artikeln. Juweliere stellten daraus Broschen, Armbänder, Halsketten, Wappen, Medaillons und Ohrringe her. 120 Jahre später wird der berühmte Trauerschmuck von Königin Victoria bei Sotheby's versteigert. Die Preise der Lose liegen zwischen 80.000 und 100.000 Pfund. Und einige Achatstücke aus dieser Zeit werden im British Museum als Beispiele viktorianischer Kunst aufbewahrt.
Zu verschiedenen Zeiten wurde der Gagat nicht nur als Zierstein, sondern auch als Heilstein verwendet. Im alten Rom glaubte man, dass eine Rauchwolke aus verbranntem Gagat hysterische Anfälle heilt, während in Wein gekochte Proben Zahnschmerzen kurierten. Im Alltag wurden polierte Gagate als Spiegel verwendet, und aus den Plastikteilen wurden Kerzen hergestellt, die so hell wie Öllampen brannten.
Knebelschmuck ist heute auf dem Schmuckmarkt nur noch sehr selten zu finden. Der Hauptgrund dafür ist die hohe Zerbrechlichkeit, die geringe Haltbarkeit und die Anfälligkeit für externe Faktoren wie Temperatur und Feuchtigkeit. Die meisten Gagate-Schmuckstücke sind entweder aus Sterlingsilber oder Modeschmuck.
Gagat wird oft mit bekannten Mineralien verwechselt und beispielsweise als "schwarzer Bernstein" bezeichnet. Die einzige Ähnlichkeit zwischen den beiden ist ihr organischer Ursprung, wobei in beiden Fällen Nadelholz eine wichtige Rolle spielt. Darüber hinaus sind sowohl Gagate als auch Bernstein brennbar. Ansonsten handelt es sich um zwei völlig unterschiedliche Steine.