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Der Stein ist ein falsches Silber

кобальтин
© Форпост Северо-Запад / Горный музей

Heute ist dieser Stein, der im Mittelalter als Ausgestoßener galt, einer der begehrtesten. Ohne diesen Stein gäbe es keine modernen Elektroautos, aber der Preis dafür ist das Leben von verlorenen Kindern.

Ein Stein, den die Bergleute lange Zeit lieber gemieden haben, heißt Kobaltin. Dieser infernalische Name kommt aus Sachsen, wo vor fünf Jahrhunderten ein großes Zentrum des Silber-, Kupfer- und anderer Buntmetallbergbaus war. Diesen Namen erhielt das Mineral wegen des Bestandteils Kobalt. Damals wurde dieses Wort von den einheimischen Bergleuten verwendet, um böse Geister zu bezeichnen, die die Bergwerke bewohnten und den Abbau störten. Am häufigsten wurden diese bösen Mächte durch Zwerge dargestellt. Der Legende nach sind sie es, die an Orten, die reich an wertvollen Mineralien sind, erscheinen und vorgeben, in einem Bergwerk zu arbeiten. In Wirklichkeit würden diese Fabelwesen das Silber direkt aus dem Erz stehlen. Dann machten sie es für die Sucher von Edelmetallen nutzlos und sogar gefährlich.

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© Форпост Северо-Запад / Горный музей

Die Legenden sind nicht aus dem Nichts entstanden. Die kobalthaltigen Erze haben die Bergleute in die Irre geführt. Oft stieß man auf glänzende, wie Stahl, weiße oder graue Kristalle, die wie Silber aussahen. Beim Versuch, diesen wertvollen Bestandteil zu extrahieren, verbrannten sie die Proben, wobei Arsen freigesetzt wurde und die Bergleute vergiftete. Es versteht sich von selbst, dass sich kein Silber in den Proben befand. Unter den deutschen Arbeitern gab es den Brauch, die Eigenschaften der Kobalterze hervorzuheben und sie "Kobold" oder "Kobelt" zu nennen, was soviel wie Zwerg, Stubenhocker, schamloser Schlingel bedeutete. So kam das "unreine" Erz zu seinem Namen. Der Grund für den beißenden Rauch konnte 1735 herausgefunden werden, als der schwedische Chemiker Georg Brandt bei der Erforschung der Eigenschaften von Arsen ein unbekanntes graues Metall entdeckte, für das man sich entschied, den Namen "Kobalt" beizubehalten. Brandt fand auch, dass die Salze dieses Elements Glas blau färben.

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© Форпост Северо-Запад / Горный музей

Wie sich herausstellte, wurde diese Eigenschaft der Kobaltmineralien schon einige tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung genutzt. Bei Ausgrabungen in Ägypten wurden künstliche, intensiv blau gefärbte Steine gefunden, die dieses Metall enthielten, und in den Ruinen von Pompeji wurden blaue Mosaike entdeckt. Die Methode zur Herstellung von Kobaltfarbe, die in der Antike streng geheim gehalten wurde, ging nach dem Untergang des Römischen Reiches verloren. Dem böhmischen Kaufmann Schürer gelang es, sie nachzubauen. Er nutzte die gleichen Mineralien aus Sachsen als Rohstoff für die Herstellung von blauem Pigment, das gegen äußere Einflüsse resistent war. Später wurde das Rezept von Holland, dann von Frankreich und Deutschland übernommen, wo sie Kobaltmineralien zum Färben von Porzellan verwendeten. In einigen europäischen Städten gibt es noch Baudenkmäler aus dem Mittelalter mit blauem Kobaltglas. Dazu gehören die Kathedralen Amiensky und Reimssky in Frankreich, die Sophienkathedrale in Kiew und eines der Mausoleen in Samarkand.

кобальтин
© Форпост Северо-Запад / Горный музей

Kobalt ist der Grund dafür, dass Kobaltit wirtschaftlich wichtig ist. Es ist das Haupterz für die Herstellung des auf dem modernen Markt so gefragten Metalls. Das chemische Element ist Bestandteil moderner Elektrofahrzeuge, und zwar wird es als Kathode (negative Elektrode) zusammen mit Nickel, Mangan in Lithium-Ionen-Batterien verwendet. Im Jahr 2021 hat sich der Kobaltpreis aufgrund der konstanten Nachfrage der Hersteller fast verdoppelt. Analysten erwarten, dass die Preise für das weltweit teuerste Metall für Batterien in diesem Jahr 28,50 $ pro Pfund erreichen und bis 2024 auf 40 $ steigen werden. Inzwischen haben sich große Hersteller wie Tesla und Volkswagen verpflichtet, ihre Verwendung von Kobalt, das stark vom Abbau in der Demokratischen Republik Kongo abhängt, in naher Zukunft zu reduzieren. Dies ist vor allem auf den Einsatz von Kinderarbeit zurückzuführen. Experten schätzen, dass mehr als zehn Prozent der Vorräte von Hand und oft von Minderjährigen abgebaut werden.

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© Форпост Северо-Запад / Горный музей

Übrigens, weder die Metallurgie, noch die Luft- oder Raumfahrtindustrie kann in der modernen Welt ohne Kobalt auskommen, so dass es unwahrscheinlich ist, dass seine Produktion jemals eingestellt wird.